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1/202 Der Rissener
8.47 MB Das Backen im Blut und die Landwirtschaft im Herzen

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Transportiert werden die Brot- und Backwaren mit Elektrofahrzeugen, die mit Öko-Strom laufen. Ein E-Lastenrad gehört auch zum Fuhrpark — wie Anne Effenberger hier zeigt. Foto. mk
Für viele Hamburgerinnen und Hamburger ist er sowieso der Lieb-lingsbäcker, und kürzlich wurde Bäckermeister Thomas Effenberger mit seiner Effenberger Vollkorn-Bäckerei während einer Sitzung der Altonaer Bezirksversammlung mit dem Altonaer Nachhaltigkeitspreis für Marktbeschickerinnen ausgezeichnet. Er erhielt den ersten Preis. Er überzeugte durch ökologisch sinnvolle und nachhaltige Produktionsweisen, umweltfreundliche Fahrzeuge und Lieferketten sowie Regionalität, so die Jury.
Das hat gute Gründe: Bereits seit 1986 produziert Thomas Effen-berger Brot und Backwaren nach seinem Reinheitsgebot. „In den Brotteig kommen frisch gemahlenes Getreide, Sauerteig, Wasser und Meersalz. Wenn gesüßt wird, dann mit Honig", berichtet Thomas Effenbergers Ehefrau Anne, die den Bäckereibetrieb leitet, dem Rissener und nimmt uns mit in die Backstube, die sich im Keller eines Gebäudes an der Straße Rutschbahn befindet. Und diese Backstube hat ihre eigene Geschichte. „Hier wird seit 140 Jahren gebacken. Das Haus wurde im Krieg zerstört, die alte Backstube aus der Gründer¬zeit blieb weitgehend erhalten und wird ständig modernisiert."
Es duftet intensiv nach Getreide und warmem, frischem Brot. An einem großen, blank geputzten Holztisch stehen Kornsäcke. „Das Getreide erhalten wir von sieben Bauernhöfen aus der Region. Jeder Hof ist persönlich von meinem Mann besucht und ausgewählt wor-den. Die Betriebe sind ökozertifiziert und liefern hauseigenes Ge-treide. Uns ist Transparenz und Umweltfreundlichkeit sehr wichtig." Und hier, in der historischen Backstube, wird es verarbeitet. Bis zu 27 Stunden ruhen die Teige, um die verschiedenen Geschmacks- und Vitalstoffe für unter anderem Dinkelbaguette sowie Roggen- und
Sauerteigbrote zu entwickeln. „Deshalb ist es so gesund und wohl-schmeckend." Außerdem backen einige der 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter — darunter sieben Auszubildende - jetzt süße Leckereien für die Advents- und Weihnachtskaffeetafel: Es gibt Honigkuchen, Stollen, Bremer Klaben, Zimtsterne und Thorner Kathrinchen.
Gebacken wird in fünf Öfen. 10 000 Brote in der Woche werden hergestellt und werden dann wenig später überall in Hamburg, so auch auf dem Wochenmarkt in Blankenese, gekauft. Transportiert wird es mit Elektrofahrzeugen, die mit Öko-Strom laufen. Ein E-Lastenrad gehört auch zum Fuhrpark. Durch Energieeinsparung und Wärmerückgewinnung verbraucht das Unternehmen nur ein Drittel der Energie, verglichen mit ähnlichen Betrieben.
Und Thomas Effenberger? Der hat sich in Mecklenburg-Vorpom-mern einen Jugendtraum erfüllt. „Mein Mann wollte sich schon im-mer einen Hof zulegen", so Anne Effenberger. 2014 war es so weit. Heute liefert der „Sturmhof' der Familie in Bibow ebenfalls Getrei¬de für die Effenberger Vollkorn-Bäckerei. Es gibt auch eine Blühwie¬se, einen 300 Hektar großen Forst sowie fünf Rinderherden. „Wir haben robuste Dexter-Rinder. Die haben noch richtige Hörner und stehen ganzjährig draußen." Vom Preisgeld in Höhe von 3000 Euro vom Altonaer Nachhaltigkeitspreis sollen Bäume für unseren Wald gekauft und gepflanzt werden. Hier, in Nordwest-Mecklenburg, wol¬len die Effenbergers für das Wohl der Tiere sorgen, sich um eine Landwirtschaft im Einklang mit der umgebenden Natur bemühen und „auch mal die Ruhe genießen und auf die Blühwiese gucken", sagt Anne Effenberger lächelnd und zeigt ein Foto, auf dem sich in¬mitten wiegendem Grases ein Rehbock tummelt.