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Alte Brotbacktechniken könnten Reizdarm-Leiden verringern
Blähungen durch unverdaubare Zucker lassen sich durch längere Gehzeit beim Teig verringern / Studie der Universität Hohenheim im „Journal of Functional Foods“
7.05.2016 Rotenburger Rundschau
652 kB Der Zugpferdefllüsterer aus Riepe
Effenbergers Roggenlieferant vom Holderhof Klaus-Peter Hagel ackert leidenschaftlich und umweltschonend mit seinen intelligenten 2 PS: Schleswiger Kaltblüter

Wie damals: Biobauer Peter Hagel nutzt seine Kaltblüter zum Pflügen des Ackers
VON KLAUS-DIETER PLAGE Riepe. Es ist heutzutage kein alltägliches Bild mehr, wenn Zugpferde in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. In Riepe ist dies nichts Ungewöhnliches. Dort arbeitet Peter Hagel mit seinen Kaltblütern auf dem Acker. „Autofahrer, die vorbeifahren, bremsen und bestaunen mit großen Augen meine Arbeit“, freut sich Hagel. Er führt einen landwirtschaftlichen Biobetrieb mit 60 Hektar Größe in Riepe und züchtet Schleswiger Kaltblüter. Diese prächtigen Pferde stehen auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutztierrassen in Deutschland.
Zur Zeit gibt es nur 280 eingetragenen Zuchtstuten dieser Art in der Bundesrepublik. Die Verbreitung der Rasse ist regional sehr begrenzt. Hauptzuchtgebiet sind Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Ein paar Schleswiger Kaltblüter gibt es auch noch in Dänemark. Zurückzuführen sind die Schleswiger auf die jütländischen Pferde. Wenn Hagel von seinen Pferden spricht, kommt er ins Schwärmen: „Die Schleswiger sind super tolle Pferde. Sie strahlen eine große Ruhe aus und sind zudem hochintelligent. Nichts kann die Tiere erschüttern.“ Sie gelten als mittelschwere Kaltblüter und stellen 750 bis 800 Kilogramm auf die Waage. Die schwersten Kaltblut-Pferde bringen es auf ein Gewicht von 1.200 Kilogramm.
Abseits der eigentlichen Arbeit mit den Tieren besucht Landwirt Hagel auch Hof- und Mühlenfeste sowie Heimatvereine, wo er das Pflügen mit den Pferden vorstellt. Jüngst bot der Rieper zum ersten Mal einen Schnellkurs im Pflügen mit Pferden an. Zahlreiche Interessierte waren gekommen, um sich über die Arbeit zu informieren und selbst einmal den Pflug hinter den Pferden zu führen. Die Resonanz war so groß, dass eine Wiederholung geplant ist. Vor Ort war auch Rainer Ollesch von der Interessengemeinschaft Zugpferde und Vorstandsmitglied beim niedersächsischen Landesverband (IGZ). Zu dem Verein zählen Pferdehalter und Menschen, die Interes se an der herkömmlichen Arbeit mit den Vierbeinern haben. Rund 900 Mitglieder gehören dem Verein an. Die Hälfte von ihnen besitzt Pferde.
Ollesch hatte selbst Zugpferde besessen, mit denen er Holz rückte. Aus gesundheitlichen Gründen musste er jedoch seine Pferde abgeben. Das Holzrücken zählt zur Elite-Disziplin beim Arbeiten mit Pferden. Hagel: „Es macht richtig Spaß ein Holzrückepferd bei der Arbeit zuzuschauen. Das Pferd reagiert fast nur auf die Stimme. Die Pferde denken richtig mit und die Leine braucht man kaum.“
Und der Waldboden profitiert auch, da die Belastung niedriger ist, als bei einem motorisierten Rückezug und zudem die Rückegasse schmaler ausfällt. Auch die Schäden sind geringer. Die leichten Sandböden in der Heideregion bearbeiteten die Landwirte früher mit leichteren Arbeitspferden. „Heute ist das das kommerzielle Arbeiten mit den Tieren wieder im kommen“, so Hagel. Aber auf dem Acker haben die Pferde keine Chance mehr – nur noch bei Liebhabern wie Hagel und anderen Betreibern von Biohöfen.
Für Peter Hagel ist die Zusammenarbeit mit seinen Pferden auf
dem Acker „die pure Entspannung“.
„Wenn ich den Pferden beim Pflügen hinterherlaufe, ist es die pure Entspannung. Es macht tierisch viel Spaß. Zum anderen ist es auch der Reiz wie unsere Vorfahren zu arbeiten. Das kann bald keiner mehr“, erklärt Hagel. Er versucht, seine Pferde in den Betrieb zu integrieren. Dafür lässt er bei einigen Arbeiten auch mal den Trecker stehen, jedoch nicht bei allen. Für Ollesch ist klar: Pferd und Mensch bilden bei der Arbeit eine Einheit. Die Stimme und zwei Leinen lenken die Tiere. Sind die Pferde ausgebildet, werden die Leinen nahezu überflüssig. Damit die Kaltblüter wissen, was sie machen sollen, brauchen sie Kommandos. Bei einem Zweispanner muss ein Pferd in der Furche gehen und das andere läuft oben auf dem Acker. Ein Rad vom Pflug läuft in der Furche. Bevor es losgeht, ruft Hagel nur „Furche“ und das Pferd weiß Bescheid. Je nach Bodenbeschaffenheit kann auch mit nur einem Pferd gearbeitet werden. Kaltblüter sind vielseitig einsetzbar. Sie haben ein ruhiges Gemüt und sind nicht so wild wie ein Warmblut. So werden sie auch in der Hippotherapie eingesetzt, dem therapeutischen Reiten für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen. Wenn die Patienten auf den Pferden sitzen, bekommen sie ein Gefühl für Gleichgewicht.
Bayern ist die Hochburg für Brauereipferde. Zu Schauzwecken ziehen sie bunt geschmückt noch heute den Wagen mit Bierfässern. Auch das Geschirr mit den silbernen Knöpfen von Hagel kann sich sehen lassen. Rund 2.500 Euro hat er pro Pferd dafür investiert. Es ist ein amerikanisches Geschirr und wurde von den Amisch entwickelt. Die Glaubensgemeinde lebt hauptsächlich in Pennsylvania, verlässt sich bei der Mobilität auf die Kutsche, kleidet sich altmodisch und lebt ohne Computer, Jeans und Reißverschlüsse. Ihre Anhänger arbeiten ausschließlich mit Pferden. Das Geschirr haben sie so weit entwickelt, dass es für die Pferde schonend eingesetzt werden kann. Das hat natürlich seinen Preis. „Für die Schonung der Pferde bei der Arbeit gibt es nichts Besseres“, meint Hagel. Insgesamt sechs Pferde leben auf dem Biohof. Drei davon sind Zugpferde und drei Reitpferde.
Vor acht Jahren hat der Landwirt die Liebe zu den Kaltblüten entdeckt. Seine Frau arbeite schon seit dem vierten Lebensjahr mit Pferden und bildet heute Reitpferde aus. Für den Biobauern stand immer fest, dass er ein Kaltblut haben wollte. „Dann ist mir irgendwann eins zugelaufen, schaute mich so nett an und ,Zack’ hatte ich ein Kaltblut. Das Pferd stammte aus einer schlechten Haltung. Drei schöne Jahre haben wir dem Tier noch gegeben. Arbeiten brauchte es nicht“, erinnert sich Hagel.
Der Preis für Zugpferde variiert von Land zu Land. In Polen liegt er bei 2.000 Euro. „Wer ein Zugpferd sucht, dass züchterisch etwas wertvoller ist, muss schon einmal 7.000 Euro investieren. Im Verhältnis zu einem Reitpferd sind die Arbeitspferde aber viel zu billig“, meint der Biobauer. Eine Menge Arbeit steckt in der Ausbildung der Zugpferde. Die Ausbildungsdauer richte sich danach, wie schlau die Tiere sind. Zwei bis drei Jahre dauert es, bis ein Pferd zum Holzrücken ausgebildet ist. Nicht nur beim Holzrücken muss das Pferd jedes Kommando aufnehmen und umsetzen. Auf dem Acker muss das Arbeitspferd sicher in der Furche laufen, denn der Landwirt muss sich um den Pflug kümmern. Bei jungen Pferden ist es schwierig sich gleichzeitig um den Pflug und die Pferde zu kümmern. Zum Anfang der Ausbildung macht man das am Besten zu zweit, rät Hagel. „Einer kümmert sich um den Pflug, der Andere führt die Pferde.“
Viele Kaltblutpferde laufen vor der Kutsche, das ist aber etwas ganz anderes als das Arbeiten auf dem Acker. „Kutschpferde müssen einmal kräftig anziehen und dann rollt das Gefährt. Wenn erst einmal der Anfahrwiderstand überwunden ist, geht es relativ leicht“, so Hagel. Bei der Arbeit auf dem Acker sei der Widerstand kontinuierlich. „Das müssen die Pferde erst einmal lernen“, so Hagel. „Bei der Arbeit auf dem Acker müssen die Pferde auch mitdenken. Da die Tiere sehr intelligent sind, ist das kein Problem.“